Kurt Tucholsky

Kurt Tucholsky: Kleine Geschichten
Die Kunst, richtig zu reisen

Entwirf deinen Reiseplan im großen – und laß dich im einzelnen von der bunten Stunde treiben. Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt – sieh sie dir an.

Niemand hat heute ein so vollkommenes Weltbild, daß er alles verstehen und würdigen kann: hab den Mut, zu sagen, daß du von einer Sache nichts verstehst. Nimm die kleinen Schwierigkeiten der Reise nicht so wichtig; bleibst du einmal auf einer Zwischenstation sitzen, dann freu dich, daß du am Leben bist, sieh dir die Hühner an und die ernsthaften Ziegen, und mach einen kleinen Schwatz mit dem Mann im Zigarrenladen.

Entspanne dich. Laß das Steuer los. Trudele durch die Welt. Sie ist so schön: gib dich ihr hin, und sie wird sich dir geben.

1929

Ich habe sogar ein Buch von Tucholsky, aber wenn ich ehrlich bin habe ich nie reingeschaut. Es war ein Geschenk einer „Freundin“ deren Namen ich vergessen habe und wenn ich ehrlich bin, niemals richtig wusste. Ihr Kommentar war damals „Das wird Dir bestimmt gefallen“. aufmerksam geworden bin ich durch einen Beitrag (oder lieber Eintrag?) auf spreeblick. Mehr Texte findet man unter gutenberg.spiegel.de.

Starren

An sich mache ich das glaube ich zu haeufig. Bei mir ist das so eine Art „standby“-Verhalten. Dann steht man nur da und schaut auf irgendetwas ganz weit weg. Zum Beispiel als ich heute bei Lidl (da gab es heute billig Fahrradlicht ;-)) wartete, bis Silvia ihre Sachen zusammengesucht hat, dann steh ich da apathisch rum und kann „5 Minuten“ lang auf das Regal mit Schokolade starren, ohne etwas von meiner Umwelt wahrzunehmen. Als Alternative koennte man immer ein kleines Buch dabei haben, welches man dann kurz weiterliest, ist aber wohl zu umstaendlich, also versuche ich jetzt die „Starrzeit“ mit denken zu ueberbruecken ;-).

Zum Todestag

Ein Anruf
Liege in der Badewanne
und lese wieder einmal
Célines „Reise ans Ende der Nacht“.
Das Telefon klingelt.
Ich steige raus,
schnappe mir ein Handtuch.
Es ist einer vom SMART SET,
er möchte wissen, wie es
in letzter Zeit in meinem
Briefkasten aussieht, und
in meinem Leben.
Gähnende Leere, sage ich,
im Briefkasten wie im Leben.
Er denkt, ich verschweige
ihm etwas. Hoffentlich hat er
recht.

bukowski